Dass Führungskräfte einen großen Einfluss auf das Gelingen des Onboardings haben, wurde im letzten Blog Post bereits thematisiert. Doch wie steht es eigentlich mit den direkten Kolleginnen und Kollegen? Was wünschen sich Arbeitnehmer von ihnen? In der softgarden Onboarding Studie sind über 2.400 Bewerber dazu befragt worden und es ergaben sich einige interessante Antworten, die Sie als Unternehmen künftig beim Onboarding bedenken sollten.
Wie sollten sich Kollegen aus Bewerbersicht verhalten?
softgarden stellte den Umfrageteilnehmern die Frage, wie sich die direkten Kollegen und Kolleginnen verhalten müssen, damit man als neuer Mitarbeiter die ersten 100 Tage erfolgreich übersteht. Aus Bewerbersicht sind vor allem die ersten 3 Aussagen mit insgesamt über 85% Zustimmung relevant (siehe Grafik).
Die Priorisierung zeigt, dass neue Mitarbeiter sich wünschen, dass das neue Kollegium beratend und unterstützend zur Seite steht und Regeln, Abläufe und Rituale des jeweiligen Unternehmens erklärt. Nur eine Minderheit bevorzugt es, sich komplett allein einzuarbeiten. Was man daraus lernen kann: Die „Einmischung“ und Hilfe von Kollegen ist aus Bewerbersicht durchaus erwünscht.
So verhalten sich Kollegen beim Onboarding in der Realität
Wenn man sich nun anschaut wie sich Kollegen tatsächlich im Arbeitsleben verhalten stellt man fest, dass Wunsch und Wirklichkeit doch noch etwas auseinanderliegen. Dass Kollegen Fragen beantworten und unterstützend zur Seite stehen, erlebt nur eine Minderheit uneingeschränkt. Dagegen ist der Fakt, dass Kollegen den oder die Neue ganz in Ruhe lassen mit rund 60% deutlich häufiger der Fall als sich das die Befragten wünschen würden (nur 29,6 % hatten das als Wunsch angegeben).
Tipps für gutes Kollegenverhalten beim Onboarding
Wenn man die vorher erfragten Verhaltensaspekte einer Optimierungsmatrix zuordnet, lässt sich feststellen, dass es eine Maßnahme mit großem Potenzial für das Onboarding gibt, die Sie als Unternehmen sehr leicht umsetzen können: Den neuen Kolleg*innen ungeschriebene Regeln und Abläufe erklären und sie so in den Workflow Ihres Unternehmens Schritt für Schritt einführen.
Einerseits hilft es dem neuen Mitarbeiter sich schnell einzuleben, andererseits hat es auch einen großen Vorteil für Sie als Unternehmen, da die neue Kraft schnell selbstständig arbeiten kann und der neue Arbeitsbereich effizient weitergeführt wird und so auch keine allzu großen Arbeitslücken zwischen altem und neuem Mitarbeiter entstehen.
Wenn Sie darüber hinaus Ihr Onboarding weiter optimieren möchten, empfiehlt es sich, dass Sie und Ihre Kollegen immer dazu bereit sind Fragen zu beantworten und unterstützend zur Seite zu stehen. Die „Laisser-faire“-Kultur sollte nicht zwingend eingeführt werden, da sich wie oben beschrieben nur eine Minderheit das Nicht-einmischen der Kollegen wünscht.
Bewerberstimmen zum Thema Kollegenverhalten
„Können Sie uns ein persönliches Erlebnis mitteilen, das aus Ihrer Sicht typisch ist für das Verhalten von KollegInnen oder Teammitgliedern während der Einarbeitungszeit neuer MitarbeiterInnen?“ Die softgarden Onboardingstudie hat zu dieser Frage über 900 Antworten erhalten. Die Befragten haben dazu sowohl positive als auch negative Dinge zu berichten.
So sehen Kommentare aus, wenn das Onboarding in Ihrer Firma gelungen ist:
„Trotz des sehr hohen Arbeitspensums und der vielen Meetings und Termine haben sich meine Kollegen bemüht, mir eine angenehme Onboardingphase durch ein offenes Ohr zu bereiten.“
„Ich hatte mit Teammitgliedern stets positive Erfahrungen. Unterstützung bei Fragen und Aufgaben, sofortiges herzliches Aufnehmen und Kennenlernen und gutes objektives Feedback.“
Und wenn Kommentare so wie die folgenden aussehen, sollten Sie Ihr Onboarding-Konzept nochmal gründlich überdenken:
„Meine Kollegen fanden es toll, wenn der Chef mich zu sich an seinen Tisch im Großraumbüro zitierte und mit mir, für alle verständlich, meine Fehler durchsprach.“
„Kollegen nehmen mich bedingt durch den Umsatzdruck eher als Konkurrenten wahr.“
„Oft werden neue Mitarbeiter in der Einarbeitungsphase absichtlich oder unbeabsichtigt versucht zu ‚manipulieren‘, dadurch ist das Verschaffen eines persönlichen ersten Eindrucks oft nicht oder nur beschränkt möglich.“
„Es gibt diese Art von Kolleginnen, die Angst haben, dass man ihnen etwas wegnehmen möchte. Die Folge sind‚ ‚Nicht-Kommunikation‘ und das Zurückhalten von Informationen.“
„Die wenigsten werden für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter vom Chef freigestellt, sodass ihnen zu wenig Zeit bleibt für Einarbeitung und eigene Aufgaben, führt oft zu Stress.“
Wie man an den negativen Erfahrungsberichten sieht ist es wichtig, dass die Führungskräfte/Teamleiter im Onboardingprozess auch ein Auge auf das Verhalten der Kollegen haben, genug Zeit für die Einarbeitung der Kollegen lassen, deeskalierend eingreifen falls nötig und allen Beteiligten klarmachen, dass der neue Mitarbeiter eine Unterstützung und kein Konkurrent ist.
Mehr Tipps zum Verhalten von Führungskräften im Onboarding finden Sie in unserem letzten Blog Post: Artikel „Keine Bewerber mehr vergraulen – Wie sollten gute Führungskräfte sein?“. Wollen Sie noch mehr zum Thema Onboarding erfahren? Laden Sie sich jetzt Teil 1 der Studie herunter: Studie „Probezeit für Arbeitgeber“.