Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran und intelligente Technik entwickelt sich stetig weiter. Studien belegen, dass Bewerber den neuen Technologien gegenüber durchaus aufgeschlossen sind. Werden Personaler also bald durch intelligente Roboter und Chatbots ersetzt? Und welche Gefahren bergen solche automatisierten, selbstlernenden Systeme (Robot-Recruiting)?
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Was ist Robot-Recruiting?
Die neue Technik soll Personaler bei ihrer täglichen Arbeit (wie der Bewerberauswahl) mit Hilfe einer datenbasierten Analysesoftware unterstützen. Diese verwendet beim Scannen Algorithmen und analysiert so die Bewerbungsunterlagen anhand bestimmter Kriterien.
Die Unterlagen werden dabei nach vorprogrammierten Schlagwörtern gescannt und nach Schlüsselbegriffen durchsucht, was sich besonders bei großen Unternehmen rentiert, die viele Bewerber und ausgeschriebene Stellen haben. Stellt das System dann Abweichungen fest, oder fehlen als wichtig gekennzeichnete Informationen, werden Anschreiben und Lebenslauf aussortiert und gelangen gar nicht erst in die Hände des Personalers.
Wie sinnvoll sind Chatbots?
Neben der Analysesoftware zum Vorsortieren und Scannen der Unterlagen verwenden einige Unternehmen (derzeit 2,8 % der Top-1.000 Unternehmen) auch schon die sogenannten Karriereberater oder schlicht Chatbots. Diese stellen den Kandidaten über ein Dialogfenster (ähnlich dem üblichen Chatfenster) automatisiert Fragen. Nur dass die Fragen kein Mitarbeiter stellt, sondern eine Robotersoftware.
Und diese Software kommt gut an: Mehr als die Hälfte der Kandidaten würden bei der Stellensuche auf so einen Recruiting-Bot zugreifen, wobei vor allem die jüngere Generation eine Affinität zu solchen digitalen Systemen hat.
Es gibt 2 Anwendungsgebiete für digitale Karriereberater:
- Der Bot stellt Standardfragen zu den Karriereoptionen des Unternehmens und zu Bewerbungsfragen
- Der Bot hilft Kandidaten bei einer schnellen Bewerbung, in dem er die Eckdaten des Bewerbers abfragt: Der Bewerber tippt die Daten in das Chatfenster und der Bot bereitet die Daten dann für den Recruiter auf.
Wo werden Chatbots und Co bereits genutzt?
Richtige HR-Roboter mit Körper, Gesicht und Sprache gibt es derzeit nur in den Laboren in Japan und Australien. Diese „emotional intelligenten“ Maschinen könnten, wenn es nach den Entwicklern geht, bald im Recruiting eingesetzt werden.
Digitale Karriereberater (Chatbots) werden, wie schon erwähnt, bereits in einigen Firmen eingesetzt zur Information des Bewerbers, sowie Sammlung und Aufbereitung von Daten. Noch deutlich mehr Unternehmen nutzen allerdings automatische Empfehlungssysteme, die potentiellen Kandidaten offene Stellen melden.
Oder sie nutzen digitale Bewerbermanagementsysteme, die eine automatische Vorauswahl von Bewerbern treffen. Die Entwicklung von automatisierten Auswahlprozessen ist also schon deutlich verbreiteter als gedacht, was vor allem daran liegt, dass viele Unternehmen solche Systeme „heimlich“ nutzen, um keine Gefahr zu laufen, von der Konkurrenz kopiert zu werden.
Vorteile Robot-Recruiting
Die Vorteile von Robot-Recruiting liegen ganz klar auf der Hand: Personaler sparen Zeit, haben eine deutlich höhere Trefferquote bei der Kandidatenauswahl und diese Systeme agieren diskriminierungsfrei – wenn man sie richtig programmiert. Mehr zu diesem Thema können Sie in unserem Artikel nachlesen: Pro & Contra von anonymen Bewerbungsverfahren
Zeit ist im Recruiting immer wichtiger geworden: Mehr Zeit bedeutet, dass Personaler mehr Freiraum haben, sich auf talentierte und spannende Kandidaten zu konzentrieren und so auch schneller Zu- oder Absagen rauszuschicken. Durchschnittlich brauchen Unternehmen ja meist 2 Wochen oder länger um auf eine Bewerbung zu reagieren.
Die Treffgenauigkeit ist außerdem sehr hoch: Die Universität in Bamberg hat bereits vor 10 Jahren einen Algorithmus entwickelt, der in 9 von 10 Fällen genau die gleichen Kandidaten rausgefiltert hat wie die Personaler. Und seitdem wurden die Kriterien der Systeme immer weiter verbessert und verfeinert. Computersysteme achten dabei außerdem auf alle Informationen und übersehen nichts– im Gegensatz zum Menschen.
Um versteckte Talente zu finden, eignen sich intelligente Systeme ebenfalls sehr gut. Gerade in der IT-Branche herrscht ein großer Fachkräftemangel und Roboter helfen dabei, IT-spezifische Plattformen und Portale nach möglichen Kandidaten zu durchsuchen und die Links der Quellen zu speichern. Auch hier hätte man wieder eine deutliche Zeitersparnis.
Große Hoffnung wird auch in die Tatsache gesetzt, dass Maschinen nicht diskriminieren: Hautfarbe, Alter, Geschlecht, all das ist dem System komplett egal. Damit bietet sich die Chance, die so oft geforderte Diversität in Unternehmen herzustellen. Doch das gelingt nur, wenn die Algorithmen richtig programmiert sind. Und da diese Algorithmen Menschen schreiben, könnten auch hier wieder Vorurteile in Programmen zementiert werden.
Nachteile Robot-Recruiting
Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass Algorithmen keine Objektivität schaffen. Selbstlernende Programme durchforsten riesige Daten-Pools und entwickeln auf dieser Grundlage Auswahlvorschläge (wie bei der Google Trefferliste z.B.). Es gibt Systeme, die die Daten der Angestellten eines Unternehmens analysieren und auf dieser Basis Empfehlungen für Neueinstellungen geben. Doch das kann auch nachteilig sein: Ein System könnte vorrangig Kandidaten vorschlagen, die z.B. ein hohes Aggressionspotential haben, weil das der Unternehmenskultur entspricht, und die Firma würde sich somit eher negativ entwickeln.
Die Ergebnisse der selbstlernenden Systeme sind außerdem nicht nachvollziehbar, da die selbstlernenden Algorithmen intransparent sind. Diese Systeme orientieren sich an unseren menschlichen Aktionen, die oftmals vorurteilsbehaftet sind, und können diese dann unter Umständen noch verstärken. Ob sie also wirklich diskriminierungsfrei sind, hängt ganz von der Objektivität der Kriterien ab, mit denen wir das System füttern.
Durch den Digitalisierungsprozess ist es außerdem möglich, dass gute Bewerber aussortiert werden und Personalern somit verborgen bleiben. Das könnte z.B. ganz einfach durch Rechtschreibfehler passieren, die den Scan nicht überleben. Auch das Abwägen guter und schlechter Eigenschaften eines Kandidaten entfällt: wo ein Personaler bei einer fehlenden Qualifikation vielleicht noch ein Auge zugedrückt hätte, fällt er beim komplett rationalen Computerprogramm durch. Ungewöhnliche Formulierungen erkennen die Systeme auch nicht.
Ein weiterer Nachteil ist die genaue Analyse der bestehenden Angestellten. Die Daten aus dem Intranet der Firma, die Anwesenheitszeiten, Notizen und Fehltage geben Aufschluss über die Wechselbereitschaft jedes einzelnen Mitarbeiters. Darüber hinaus kann sogar auf ganz private Nöte und Sorgen Rückschlüsse gezogen werden, was vielleicht nicht jeder gut findet. Durch die vielen digitalen Bruchstücke, die unser Verhalten im Internet hinterlässt, können Computer alle möglichen Rückschlüsse ziehen, sei es über die sexuelle Orientierung, Charaktereigenschaften oder politische Einstellungen. Es ist sogar möglich, Erkrankungen wie eine Depression vorauszuzusagen. Das wirft ethische und rechtliche Fragen auf, die vorher genau bedacht werden müssen.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass es wie bei jeder Neuerung ist: sie hat Vor- und Nachteile. Robot-Recruiting vereinfacht viele Arbeitsprozesse, vor allem, wenn es um die Bewerbersuche geht, und spart Personalern enorm viel Zeit. Auch ChatBots sind eine sinnvolle Ergänzung, wenn es um die Beantwortung von Standardfragen oder die simple Einsammlung von Daten geht. Personaler kann Robo-Recruiting aber nicht ersetzen, da man menschliche Ethik und Werte, ein „Bauchgefühl“, was sich erst nach einigen Jahren Berufserfahrung entwickelt, und die kreative, spontane Entscheidungsfreiheit nicht ersetzen lassen. Denn noch sind Algorithmen nicht fehlerfrei, die Art, wie sich selbstlernende Systeme entwickeln, nicht transparent genug. Automatisierte Systeme können aber durchaus eine sinnvolle Ergänzung im Arbeitsalltag darstellen, wenn man vorher genau definiert, welche Aufgaben wir der Maschine zugestehen und welche dem Menschen.
Auch wir bei softgarden setzten bei unseren Produkten auf KI. Lesen Sie unseren Artikel um mehr zu erfahren: KI bei softgarden: hilfreiche Tools fürs Recruiting.
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