Nachdem wir uns bereits mit den Kriterien zur Bewerberauswahl beschäftigt haben, wollen wir uns jetzt mit dem Führen von Bewerbungsgespächen auseinandersetzen. Dieses stellt nicht nur für Kandidaten eine Herausforderung dar, auch Recruiter und Hiring Manager sind oft überfragt.
Ein gutes Bewerbungsgespräch zeichnet sich durch klare Struktur, offene Kommunikation und gezielte Fragen aus, damit beide Seiten herausfinden können, ob es passt. Unsere Tipps und die Checkliste helfen dir dabei, sicher, professionell und auf Augenhöhe durch das Gespräch zu führen.
Alles Wesentliche auf einen Blick
- Bewerberunterlagen prüfen und einen klaren Gesprächsleitfaden vorbereiten
- Gespräch locker eröffnen, offene Fragen stellen und echtes Interesse zeigen
- Aktiv zuhören, Gesprächsführung übernehmen und gezielt nachhaken
- Employer Branding stärken und einen professionellen Gesamteindruck hinterlassen
Inhalte
- Alles Wesentliche auf einen Blick
- 10 Tipps um Bewerbungsgespräche richtig zu führen
- 1. Mach dich mit dem Bewerber vertraut
- 2. Bereite einen Interviewleitfaden vor
- 3. Schaffe eine angenehme Atmosphäre
- 4. Smalltalk hilft als Gesprächseinstieg
- 5. Gespräch aktivieren und gezielt Fragen stellen
- 6. Zuhören, nachhaken, bestätigen
- 7. Bleibe Gesprächsführer
- 8. Denk an das Employer Branding
- 9. Notiere Antworten und Beobachtungen
- 10. Lass dir mit der Entscheidung Zeit
- Checkliste für ein Bewerbungsgespräch
- Fazit
- FAQ – Bewerbungsgespräch richtig führen
10 Tipps um Bewerbungsgespräche richtig zu führen
1. Mach dich mit dem Bewerber vertraut
Lies dir vor dem Gespräch die Bewerbungsunterlagen deines Kandidaten noch einmal aufmerksam durch. Notiere offene Punkte und Widersprüche, vermeide jedoch Fragen, die bereits aus den Dokumenten hervorgehen.
„Was haben Sie studiert?“ – diese Frage ist nicht nur redundant, sondern zeugt auch davon, dass du den Lebenslauf nicht aufmerksam gelesen hast. Wer jedoch von seinen Bewerbern verlangt, sich über das eigene Unternehmen informiert zu haben, der darf im Gegenzug auch über den Kandidaten die wichtigsten Fakten wissen.
2. Bereite einen Interviewleitfaden vor
Um das Gespräch möglichst geordnet und zielgerichtet zu führen, hilft es, den Gesprächsablauf grob zu planen. Was willst du von deinem Bewerber wissen? Welcher Interviewteilnehmer stellt welche Fragen (sofern es außer dir noch weitere gibt)? Wie lange soll das Gespräch dauern? Behalte diesen Ablauf möglichst auch bei weiteren Interviews bei – so kannst du die Kandidaten hinterher besser vergleichen. Unser kostenloses E-Book kann dir dabei als Startpunkt dienen: E-Book – Interview-Leitfaden für Recruiter & Hiring Manager
3. Schaffe eine angenehme Atmosphäre
Suchen dir sich einen ruhigen, hellen Raum – fernab von Telefongeklingel und Kopiererlärm. Lass auch deine Mitarbeiter wissen, dass du während des Gesprächs nicht gestört werden willst. Falls du Getränke reichst, stell dir vorher alles bereit. Last but not least: Sei zur vereinbarten Zeit bereit! Du erwartest schließlich auch, dass deine Bewerber pünktlich sind.
4. Smalltalk hilft als Gesprächseinstieg
Ein Bewerbungsgespräch ist für die meisten Kandidaten eine Ausnahmesituation. Willst du den Kandidaten wirklich kennenlernen, hilft es, wenn du ihm die Nervosität so weit wie möglich nimmst.
Begrüße ihn, sobald er den Raum betritt und biete ihm etwas zu trinken an. Als Arbeitgeber solltest du das Gespräch beginnen. Fang aber nicht sofort mit fachlichen Fragen an, sondern sprich lieber erst einmal über allgemeine Dinge. Smalltalk á la „Haben Sie gut zu uns gefunden?“ erleichtert den Gesprächseinstieg.
5. Gespräch aktivieren und gezielt Fragen stellen
Generell gilt: Halte dich zurück und lass den Bewerber möglichst viel mit eigenen Worten erzählen. Achte also darauf, die Gesprächsaktivität dem Bewerber oder der Bewerberin zuzuspielen. Dies verlangt eine sichere Fragetechnik. Die geeignetste Frageform sind offene Fragen, also solche, die sich nicht mit Ja oder Nein beantworten lassen (Wie, wer, was, welche…?). Damit erreichest du die gewünschte Tiefe des Gesprächs.
Gerne kannst du auch ungewöhnliche Fragen stellen. Die Praxis bewusst provozierende Fragen zu stellen, um den Bewerber unter Druck zu setzen und eine Stresssituation auszulösen, ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Auch wenn die Antworten Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zulassen können, so gelingt dies meist nur psychologisch versierten Menschen. Bei allen anderen ist die Gefahr groß, falsche Schlüsse zu ziehen.
Wenn Stressresistenz also nicht explizit zu deinem Anforderungsprofil gehört, sind außergewöhnliche Fragen die bessere Wahl. Standardfragen wie „Was sind Ihre Schwächen?“ solltest du generell lieber vermeiden – darauf hat sich so ziemlich jeder Bewerber eine Antwort zurechtgelegt.
6. Zuhören, nachhaken, bestätigen
Zeige Interesse am Bewerber, indem du aufmerksam zuhörst und auf einzelne Aussagen und Fragen eingehst. Suche dabei ruhig Blickkontakt, aber vermeide permanentes Anschauen. Auf jeden Fall ist es ratsam, geduldig zu bleiben. Selbst wenn der Bewerber eine Frage nicht sofort beantwortet, geschieht dies meist nicht aus Unwissenheit, sondern ist auf die Anspannung zurückzuführen. Gib ihm Zeit und signalisiere Bestätigung durch kleine Gesten, etwa ein zustimmendes Nicken.
7. Bleibe Gesprächsführer
Denke jedoch daran: Auch wenn die Hauptgesprächsaktivität beim Bewerber liegen sollte, bist du derjenige, der das Gespräch führt. Schnell passiert es, dass man ins Plaudern kommt und vergisst, worum es eigentlich geht. Sei dir deshalb stets seiner Rolle bewusst und nutze die wenigen Minuten sinnvoll. Schweift der Bewerber zu sehr ab, hol ihn freundlich, aber bestimmt wieder zurück und konzentriere dich auf die Kernpunkte. Gleiches gilt auch für deine eigenen Antworten: Bleibe fokussiert und konkret.
8. Denk an das Employer Branding
Bei jedem Bewerbungsgespräch, das du führst, repräsentierst du dein Unternehmen. Dein Gesprächspartner kann ein künftiger Mitarbeiter sein – er sollte also einen möglichst guten Eindruck bekommen. Zudem wird er auch dann von seinen Erfahrungen im Bekanntenkreis berichten, falls er sich gegen die Stelle entscheidet. Denke also daran: Je nachdem wie das Interview läuft, kannst du deine Arbeitgebermarke stärken oder schwächen.
9. Notiere Antworten und Beobachtungen
Mache dir während des Gesprächs Notizen, am besten direkt im Interviewleitfaden. Bei Gesprächen mit mehreren Kandidaten verliert man sonst leicht den Überblick. Idealerweise diskutierst du deine Eindrücke nach dem Gespräch gemeinsam mit den anderen Interviewpartnern.
10. Lass dir mit der Entscheidung Zeit
Kommt der Bewerber in die engere Auswahl, ist es gut, mindestens ein weiteres Gespräch zu führen. Am besten holst du einen Vorgesetzten oder ein Teammitglied hinzu, um weitere Meinungen zum Bewerber einzuholen. Letztlich geht es auch um die Frage: Möchte ich mit diesem Menschen gerne zusammenarbeiten? Wenn du dies am Ende mit Ja beantworten kannst, hast du beim Bewerbungsgespräch alles richtig gemacht.
Checkliste für ein Bewerbungsgespräch
Vorbereitung vor dem Gespräch
- Bewerbungsunterlagen gründlich lesen und offene Fragen notieren
- Interviewleitfaden erstellen: Ablauf, Themen, Fragenschwerpunkte
- Ruhigen, professionellen Raum reservieren und auf Störungen hinweisen
- Getränke und Technik (z. B. Videocall-Setup) vorbereiten
- Pünktlich sein und sich mental auf das Gespräch einstellen
Gesprächsstart
- Kandidat freundlich begrüßen und Gespräch locker eröffnen
- Kurze Vorstellung des Unternehmens und des Ablaufs geben
- Angenehme Atmosphäre schaffen (z. B. Blickkontakt, entspannte Sitzordnung)
Gesprächsführung
- Offene Fragen stellen, Raum für Antworten lassen
- Aktiv zuhören und bei Bedarf gezielt nachfragen
- Gesprächsstruktur beibehalten, bei Abschweifungen lenken
- Keine Standard- oder Stressfragen ohne echten Mehrwert stellen
- Auf Employer Branding achten: respektvoll und wertschätzend auftreten
Nach dem Gespräch
- Wichtige Antworten und Beobachtungen schriftlich festhalten
- Eindruck mit Co-Interviewern oder Kollegen besprechen
- Evtl. zweites Gespräch planen
- Feedback zeitnah und transparent geben
Fazit
Ein gelungenes Bewerbungsgespräch lebt von guter Vorbereitung, klarer Struktur und offener Gesprächsführung. Wer sich mit dem Kandidaten vertraut macht, gezielt fragt, aktiv zuhört und dabei das Unternehmen professionell präsentiert, legt den Grundstein für erfolgreiche Entscheidungen. Unsere Checkliste hilft dir, dabei nichts Wesentliches zu vergessen.
Damit der Einstieg nach dem erfolgreichen Gespräch ebenso reibungslos gelingt, bietet unsere Onboarding-Lösung effiziente Unterstützung für einen strukturierten Start im Unternehmen. So wird der Übergang vom Bewerber zum Teammitglied nahtlos begleitet.
FAQ – Bewerbungsgespräch richtig führen
Eine gute Vorbereitung beginnt mit der sorgfältigen Durchsicht der Bewerbungsunterlagen. Notiere dir offene Fragen, interessante Stationen oder Punkte, die du im Gespräch vertiefen möchtest. Erarbeite anschließend einen Interviewleitfaden, der dir Struktur gibt: Welche Themen möchtest du ansprechen? Wer stellt welche Fragen, falls ihr im Team interviewt? Wie viel Zeit ist pro Thema eingeplant? Ebenso wichtig ist die organisatorische Vorbereitung: Wähle einen ruhigen, angenehmen Raum, kläre technische Details (z. B. bei Videocalls) und sorge für eine ungestörte Atmosphäre.
Stelle offene Fragen, die dem Kandidaten die Möglichkeit geben, frei und ausführlich zu antworten. Besonders geeignet sind Fragen zu bisherigen Erfahrungen, konkreten Projekten, Herausforderungen und Erfolgen.
Vermeide Ja/Nein-Fragen wie „Sind Sie teamfähig?“ und verzichte auf vorhersehbare Klassiker wie „Was sind Ihre Schwächen?“.
Stattdessen: Frage nach Motivation, Arbeitsweise, Umgang mit Konflikten oder wie sich der Bewerber in bestimmte Situationen einbringen würde.
Zu den häufigsten Fehlern zählen: unzureichende Vorbereitung, fehlende Struktur im Gespräch, das Stellen redundanter Fragen (z. B. aus dem Lebenslauf), ein zu dominantes Auftreten oder das Abdriften in private Plaudereien ohne Bezug zum Ziel des Gesprächs.
Diese Fehler lassen sich vermeiden, indem du gut vorbereitet, professionell und aufmerksam ins Gespräch gehst, eine offene Gesprächsführung pflegst und deine Rolle als Gesprächsleiter aktiv wahrnimmst.

