Die Karriere-Website ist der für potenzielle Mitarbeiter wichtigste Kanal, sich über einen Arbeitgeber zu informieren und sich zu bewerben. Für Unternehmen wiederum stellt die Karriereseite der Mittelpunkt aller Recruiting-Aktivitäten dar. Doch obwohl die Fakten eine deutliche Sprache sprechen, liegen in den Unternehmen viele Potenziale brach: der Karrierebereich ist nicht auffindbar, für die gesuchte Zielgruppe erforderliche Informationen sind dürftig oder nicht vorhanden, die Jobsuche ist gut versteckt und darüber hinaus umständlich und der Bewerbungsprozess vergrault potenzielle Kandidaten auf der letzten Meile.
Wir wollten es einmal genau wissen: Welchen Stellenwert haben Karriereseiten für potenzielle Bewerber und was erwarten sie von diesen? Zu diesem Zweck haben wir zwischen Anfang Dezember 2019 und Anfang Januar 2020 1.624 aktuelle „echte“ Bewerber um eine Einschätzung gebeten. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache und geben eine wichtige Unterstützung bei der Umsetzung oder Optimierung einer Karriereseite.
Abstimmung über einen Bewerber im Home-Office – wie soll das gehen?
Ohne Wenn und Aber ist die Karriere-Website der wichtigste Kanal, um sich über einen potenziellen Arbeitgeber zu informieren: Für 69,1 Prozent der Befragten steht sie an erster Stelle, fast gleich auf mit Jobbörsen (68 Prozent). Während die Google-Suche mit 54 Prozent an dritter Stelle steht, folgen soziale Businessnetzwerke (35,8 Prozent), Bewertungsplattformen wie kununu (24,5 Prozent) und Facebook, Instagram & Co. (13,7 Prozent) mit deutlichem Abstand in der Gunst der Bewerber. Den Stellenwert einer Karriere-Website bewerten alle Befragten als sehr wichtig.
Keine Karriere-Website? Keine Bewerber!
Auf die Frage, ob sich die Teilnehmer auch bei Arbeitgebern bewerben, die keine Karriere-Website haben, antwortet fast ein Drittel (28 Prozent) mit Nein. Wenn diese Zahlen schon ein deutliches Alarmsignal darstellen, sind es die Gründe, warum sich Kandidaten gegen eine Bewerbung entscheiden, erst recht:
So empfinden bspw. 28 Prozent eine fehlende Karriere-Website als unseriös oder unprofessionell, 7 Prozent implizieren mangelnde Wertschätzung und 42 Prozent sehen mangelnde Transparenz seitens des Arbeitgebers als Grund, sich nicht zu bewerben. Einige Aussagen der Bewerber bringen das Desaster gut auf den Punkt:
„Ich habe den Eindruck, dass die Firma nicht ausreichendes Interesse daran hat attraktiv für potentielle Arbeitnehmer zu wirken und damit wirkt es wahrscheinlicher, dass die Firma auch nach der Einstellung nicht sonderlich bemüht ist um einen attraktiven Arbeitsplatz.“
„Recruiting und Personalwesen scheinen keinen hohen Stellenwert zu haben. Damit verbinde ich eine nicht ausreichende Wertschätzung der Mitarbeiter.“
„Da fehlt irgendwie die Glaubwürdigkeit.“
Jobsuche ist das primäre Ziel
Auch die Frage nach den Gründen, warum Bewerber eine Karriereseite besuchen, haben wir gestellt. Und das mag vielleicht viele überraschen, aber der wichtigste Grund ist die Suche nach Jobs bzw. Stellenangeboten. Für 88 Prozent der Befragten ist das das Top-Kriterium. 73 Prozent suchen nach Informationen über den Arbeitgeber. Und 50 Prozent sind auf der Suche nach Informationen über einen Ansprechpartner. Befragt nach den wichtigsten Inhalten einer Karriere-Website bekommt das Bild noch mehr Schärfe: Hier steht mit 91,5 Prozent die Jobsuche an erster Stelle. Auf Platz 2 stehen mit 63 Prozent Informationen über die Ansprechpartner, dicht gefolgt von Informationen über den Bewerbungsprozess (62 Prozent). An vierter und fünfter Stelle stehen Informationen über die gesuchte Einstiegsart und Berufsgruppe (58 Prozent) und realistische Einblicke ins Unternehmen mittels Bild und Video (45 Prozent).
„Jobs und Karriere“ in der Hauptnavigation
Auch bezüglich der Bezeichnung und Platzierung des Karriere-Buttons haben Bewerber eine klare Vorstellung. Der entsprechende Menüpunkt, für dessen Bezeichnung 60 Prozent den Begriff „Jobs & Karriere“ bevorzugen, sollte in der Hauptnavigation (62 Prozent) zu finden sein. Den Begriff „Jobs“ erachten nur 6 Prozent als sinnvoll. Eine Platzierung in der Sekundärnavigation würden 22 Prozent in Kauf nehmen, eine im Footer nur 6 Prozent. 8,5 Prozent freuen sich, wenn sie die Karriereseite überhaupt irgendwo finden – egal, wo sie verortet ist.
Weiterentwicklung, Werte und Nachhaltigkeit wichtige Themen
Geht es um die Inhalte auf einer Karriereseite, so erwarten die Bewerber dort primär Informationen über Weiterentwicklung und Weiterbildung sowie Werte und Unternehmenskultur (jeweils 70 Prozent). Eine praxisnahe Darstellung potenzieller Aufgaben und Projekte, die im Unternehmen auf sie warten, erwarten 52 Prozent. Auch das Thema Fridays for Future und nachhaltiges Handeln im Umgang mit Ressourcen spielt für Bewerber eine Rolle: 44 Prozent erwarten Informationen über soziale Verantwortung und nachhaltiges Handeln. Das ist Bewerbern wichtiger als eine Darstellung des Unternehmens aus Mitarbeiter-Perspektive.
Geht es um die Aufbereitung der Informationen der Inhalte auf der Karriereseite, so bevorzugen 52 Prozent eine Darstellung mittels Text und Bild. Für eine ausschließliche Darstellung mittels Videos kann sich nicht einmal 1 Prozent der Bewerber erwärmen. Eine Kombination aus Text, Bild und Video hingegen bevorzugen 29 Prozent.
Persönlicher Ansprechpartner top, Chatbot flop
Wie wichtig Bewerbern ein persönlicher Ansprechpartner ist, zeigen auch die nachfolgenden Zahlen: So wollen 73 Prozent mit einem konkreten Ansprechpartner mit vollständigem Namen, E-Mail-Adresse sowie ggf. XING- oder LinkedIn-Profil in Kontakt treten. Ein Kontaktformular bevorzugen 16 Prozent der Bewerber. Die Kommunikation mit einem Chatbot, der auch abends und am Wochenende erreichbar ist, ist nur für 1,7 Prozent der Bewerber erstrebenswert. Immerhin mehr als doppelt so viel bevorzugen den Live-Chat mit einem echten Mitarbeiter.
Karriere-Website als Aushängeschild des Unternehmens
Die Karriere-Website sollte das Aushängeschild des Arbeitgebers sein, so bringt es einer der Teilnehmer auf die Frage nach der perfekten Karriere-Website auf den Punkt. Ein Blick auf einen Großteil deutscher Karriereseiten zeigt genau das Gegenteil: sie spiegeln mangelndes Interesse und mangelnde Wertschätzung gegenüber potenziellen Mitarbeitern wider. Das sollte Ihnen ein Ansporn sein, es besser zu machen.
softgarden: Vielen Dank Henner für die tolle Zusammenarbeit. Auch wir haben verstanden, welch hohe Bedeutung eine Karrierewebsite für die Gewinnung der besten Talente hat.
Über Henner Knabenreich
Henner Knabenreich kämpft als Arbeitgebermarken-Auftrittsoptimierer für eine bessere Bewerberwelt. Seine Leidenschaft gilt gutem Personalmarketing. Er ist Buchautor, Personalmarketing-Coach und Speaker und betreibt den Blog personalmarketing2null.de.