Anonymisierte Bewerbung: Umdenken, nicht verstecken!

Aktualisiert am: 26. April 2024

Mit dem Pilotprojekt “anonymisierte Bewerbungsverfahren” versucht die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Bewerber vor Diskriminierung zu schützen.

Mit dem Pilotprojekt “anonymisierte Bewerbungsverfahren” versucht die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Bewerber vor Diskriminierung zu schützen. Lassen Sie mich konkreter werden: Viele Personaler sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, Bewerbungsunterlagen aus einem diskriminierenden Blickwinkel zu screenen. So fallen Bewerber mit einem ausländisch klingenden Namen, Frauen oder ältere Menschen beim ersten Sortieren durch und werden nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Aus diesem Umstand heraus initiierte die Anti-Diskriminierungsstelle des Bundes ein Projekt, in dem verschiedene Unternehmen 12 Monate lang anonymisierte Bewerbungen von Bewerbern annahmen.

Das hieß Name, Bild, Herkunft, Alter und Geschlecht wurden in der Bewerbung nicht erwähnt oder nachträglich zensiert. So sollten die Bewerber alleine anhand ihrer Qualifikationen bewertet werden. Das soll den sich bewerbenden David vor Diskriminierung des großen Unternehmens Goliath schützen und den entscheidenden Vorteil bieten.
Die Metapher von David und Goliath in diesem Zusammenhang passt sehr gut…ins letzte Jahrhundert! Aus unserer Sicht haben sich nämlich zwei entscheidende Dinge geändert.

Erstens ist David nicht mehr alleine, das heißt moderne Meinungsbildung und Imagekampagnen finden immer mehr im Internet und innerhalb sozialer Netzwerke statt. Das wiederum ist die moderne Arena der unzähligen Davids. Im Klartext: Unternehmen können sich jetzt schon nicht leisten durch Diskriminierung aufzufallen. Wenn das publik wird, dann stehen unzählige Davids da und der Imageschaden ist nicht mehr aufzuhalten.

Der zweite Umstand ist noch konkreter und trifft auch den Unternehmen, die im allgemeinen mit dem Internet noch nicht so viel am Hut haben. Der nicht aufzuhaltende demographische Wandel und der auch dadurch begründete Fachkräftemangel wird es Personalern in jeder Branche und jeder Größe schwerer machen an qualifizierte Mitarbeiter zu kommen. Der logische Rückschluss daraus ist, dass dann konsequenter nach Qualifikation entschieden wird, ob ein Kandidat oder eine Kandidatin geeignet ist und nicht der Klang des Namens, die Herkunft, das Sternzeichen oder sonst ein nicht relevanter Umstand. Bis das die Unternehmen flächendeckend gelernt haben, ist die anonymisierte Bewerbung ein interessantes Experiment. Unternehmen sollten jedoch ein großes Interesse daran haben, ihre Personaler für das neue Jahrhundert zu sensibilisieren und nicht ihre Bewerber nötigen, sich hinter Zensurbalken zu verstecken.

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