Die Annahme, auf dem Arbeitsmarkt herrsche ein Nachfrageüberschuss an Bewerbern und Recruiter können sich aus einer Vielzahl an Kandidaten die Rosinen herauspicken, entspricht nicht mehr der Realität. Aufgrund des Fachkräftemangels haben stattdessen viele Unternehmen Schwierigkeiten, vakante Stellen mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen. Neuerdings gestaltet sich die erfolgreiche Rekrutierung so kompliziert, dass Unternehmen umdenken und neue Wege der Personalgewinnung einschlagen müssen.
Das Motto “Post and Pray” – also einfach Stellenanzeigen schalten und dann hoffen und warten, dass sich die richtigen Kandidaten darauf bewerben, hat längst ausgedient. Stattdessen müssen Personaler selbst auf die Suche gehen, also Active Sourcing betreiben, mit dem Ziel, die wenigen High Potentials aufzuspüren und an das eigene Unternehmen zu binden.
Was ist Active Sourcing?
Unter „Active Sourcing“ versteht man die aktive Suche nach Kandidaten mit einem Profil, das prinzipiell zum Unternehmen oder schon auf eine konkrete Position passt. Dazu zählt auch die konsequente Ansprache und Bindung der Kandidaten noch bevor sie sich selbst bei dem Unternehmen bewerben. Als Vorbereitung für zukünftige offene Stellen ist es die Aufgabe von Active Sourcern, Kontakte zu potentiellen Mitarbeitern zu knüpfen, um im Bedarfsfall auf sie zurückgreifen zu können. Unternehmen steigern damit nicht nur Ihre Chancen, schnell neue Stellen zu besetzen, sie finden sich zudem in der komfortablen Situation wieder, aus vor-ausgewählten und vor allem passenden Kandidaten zu wählen. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt üben sich Active Sourcer im Talent Relationship Management, was essentiell ist, um ein Abwandern der Kandidaten an Wettbewerber zu verhindern.
Wie funktioniert Active Sourcing?
Unabhängig davon, ob ein Kandidat bei einem anderen Unternehmen angestellt ist, noch studiert, oder momentan gar nicht auf Jobsuche ist, sprechen Recruiter sie aktiv an, um sie beispielsweise in Talent Pools zu speichern. Diese Kontaktaufnahme kann via Social Networks wie Facebook, Twitter, XING oder LinkedIn erfolgen, aber auch Recruitingmessen, Univeranstaltungen, Netzwerktreffen oder Workshops können dafür genutzt werden, aktiv mit Kandidaten in Kontakt zu kommen. Auch wenn noch großen Wert auf den persönlichen Kontakt gelegt wird, gewinnt Active Sourcing über Social Media stetig an Bedeutung. Mit jeweils mehreren Millionen Usern bieten soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, XING und LinkedIn ideale Voraussetzungen, um potentielle Kandidaten für den Talent Pool aufzuspüren.
Wo liegen die Schwierigkeiten des Active Sourcings?
Die aktive Suche nach potentiellen Mitarbeitern bietet viele Möglichkeiten, macht aber auch vor Tücken nicht halt. Active Sourcing über Business Netzwerke oder Social Media bedarf einer gründlichen Recherche vor der Kontaktaufnahme mit den Kandidaten. Unpassende Angebote, lieblos formulierte Nachrichten oder Standard-Schreiben kommen nicht gut an, werden entweder einfach ignoriert oder direkt gelöscht. Wenn ein Kandidat jedoch schon bei der ersten Kontaktaufnahme das Gefühl bekommt, dass sich der Recruiter vorab über ihn informiert hat und auch das Angebot wirklich auf das Kandidatenprofil passt, wird das Unternehmen in jedem Fall ernst genommen.
Auch das Active Sourcing auf öffentlichen Veranstaltungen birgt Schwierigkeiten. Hier herrscht in der Regel ein hoher Wettbewerb um die Kandidaten, weshalb es auf die richtige Sourcing-Strategie ankommt, die gewünschten Talente von sich als Arbeitgeber zu überzeugen.
In beiden Fällen tragen gut recherchierte Hintergrundinformationen und eine gewissenhafte Ansprache dazu bei, erfolgreich mit den Kandidaten in Kontakt zu treten.
Das Active Sourcing fordert von Recruitern ein hohes Maß an Durchhaltevermögen. Mit der einmaligen Kontaktaufnahme ist es nämlich nicht getan, im Gegenteil, die aktive Suche nach High Potentials ist zeitaufwendig und in nicht wenigen Fällen langwierig.
Welche Vorteile bietet Active Sourcing?
Auch wenn Active Sourcing mit hohem zeitlichen Aufwand verbunden ist, zahlt sich der Aufwand langfristig aus, denn es ist gegenüber der passiven Personalgewinnung effektiv und zeitgemäß. Gerade die vielen und so schwer zu rekrutierenden passiven Kandidaten können mit einem gut ausgeführten Active Sourcing angesprochen und überzeugt werden. Auch das Recruitingbudget kann mit einer aktiven Suche geschont werden, denn Unternehmen sparen beispielsweise hohe Kosten für die Schaltung von Stellenanzeigen. Dadurch, dass sich Recruiter und potentielle Mitarbeiter bereits kennen, sobald die tatsächliche Stellenbesetzung beginnt, wissen beide Seiten zudem besser worauf sie sich einstellen und einlassen können. So können auch Interviews mit den falschen Kandidaten oder sogar Fehleinstellungen vermieden werden. Mit effizientem Active Sourcing können Unternehmen ihre Time-to Hire verkürzen, da zum einen der Recruitingprozess schneller und effektiver ist und sie darüber hinaus jederzeit auf einen Talent Pool zurückgreifen können, in dem sich passende Kandidaten tummeln.