Ganze 81,8% der Arbeitnehmer liebäugeln im Laufe ihres Berufslebens damit sich irgendwann selbstständig zu machen. Softgarden hat in Kooperation mit dem Personalmagazin 2.121 Arbeitnehmer in der Studie zum Thema: “Selbstständigkeit als berufliche Alternative” befragt und einige interessante Antworten erhalten, die auch einige Mängel in der Angestelltenexistenz aufdecken.
Der Reiz der Selbstständigkeit
Aus Sicht der Befragten machen vor allem 4 Aspekte die Selbstständigkeit sehr attraktiv. Zum einen ist das die Tatsache mehr Spielraum zu haben, um seine Ideen zu verwirklichen (77,2%). Außerdem hat man die Möglichkeit die Ergebnisse seiner Arbeit zu genießen (76,6%) und eine große Freiheit beim Arbeiten (69,2%). Ein weiterer Pluspunkt ist auch, nicht durch Vorgesetzte gegängelt zu werden (69,0%). Dass Selbstständige langfristig bessere Verdienstmöglichkeiten haben, glaubt dagegen nur eine Minderheit von 33,0%.
Festanstellung bedeutet Sicherheit und Chef
In der Studie wurden die Befragten dazu aufgefordert, das Wort „Angestelltendasein“ in einem Wort zusammenzufassen. Die 10 am häufigsten genannten Begriffe waren dabei Sicherheit, Abhängigkeit, Einkommen, Geregeltes, Team, Arbeit, Arbeitszeiten, Verantwortung, Absicherung und Chef. Schon allein durch diese Begriffe wird die Ambivalenz in der Meinung der Arbeitnehmer deutlich. Einerseits verbinden viele mit einem festen Arbeitsplatz Sicherheit, Obhut oder ein sicheres Einkommen. Negative Stimmen sagen jedoch, dass man fremdbestimmt sei, eine „Marionette“, oder nennen es sogar „moderne Sklaverei“. Hier scheinen die Meinungen also auseinander zu gehen. Umso wichtiger, als Arbeitgeber aus dieser Unzufriedenheit, wichtige Punkte herauszunehmen und sie aktiv im Unternehmen zu verbessern, um nicht Gefahr zu laufen, wertvolle Arbeitskräfte zu verlieren.
Welche Berufsgruppen arbeiten gern selbstständig?
Zwar denken viele über den Wechsel in die Selbstständigkeit nach, doch nur 36% halten diesen Schritt für wahrscheinlich. Doch es gibt eine begehrte Berufsgruppe, für die es sehr einfach ist als Freelancer zu arbeiten: Die Software-Entwickler/Informatiker. Durch die fortschreitende Digitalisierung sind sie zunehmend gefragter und zusätzlich fehlen derzeit ca. 25.000 Fachkräfte. Sie profitieren also vom Fachkräftemangel und können sich die Jobs nahezu frei wählen. Dabei entscheiden sich dann viele lieber für die Selbstständigkeit und freie Projekte, als fest an ein Unternehmen gebunden zu sein. Was für die Unternehmen teilweise problematisch ist, wenn sie nicht genug feste Ansprechpartner in ihren IT-Abteilungen haben, oder die angefragten Freelancer schon voll ausgebucht sind.
Entwicklung der Selbstständigkeit in Deutschland
Als Land der leidenschaftlichen Unternehmensgründer ist Deutschland nicht gerade bekannt. Wenn man sich den Arbeitsmarkt anschaut, kann man feststellen, dass die Anzahl der Selbstständigen rückläufig ist. Die Zahl der Selbstständigen reduzierte sich 2017 um 28.000 Menschen auf 4,3 Mio., während die Zahl der Angestellten ein Plus von 453.000 auf ca. 39,1 Mio. verzeichnen konnte.
Die Gründung einer GmbH dauert in Deutschland zudem ca. 15 Tage, während es z. B. in Australien nur 2, in Kanada 3 und in den USA auch gerade mal 4 Tage sind. Das schlechte Abschneiden Deutschlands könnte daran liegen, dass ein Neugründer hierzulande bis zu 9 Stationen (u.a. Finanzamt, Gewerbeaufsicht) abklappern muss, im Gegensatz zu anderen Ländern, wo es lediglich eine einzige Anlaufstelle gibt, die alle Stationen in einer vereint. Auch in den ersten beiden Jahren nach der Selbstständigkeit werden Gründern und Gründerinnen Steine in den Weg gelegt und sie müssen sehr viel Zeit in administrative Angelegenheiten investieren, ganz zu schweigen von der gestrichenen, staatlichen Gründungsförderung.
Nachteile der Selbstständigkeit – Das sagen Bewerber
In der Freelancer-Umfrage wurden die Teilnehmer nach den Nachteilen von Selbstständigkeit gefragt. An erster Stelle stehen die unklaren Verdienstperspektiven mit 88,7% und direkt danach mit 60% die Tatsache, dass Selbstständige ihre Arbeitszeit schlecht eingrenzen können und daher eine schlechte Work-Life-Balance haben.
Zudem wurden die unklaren Steuerregeln- und -risiken (57%) kritisiert, sowie das Auf- und Ab es Marktes, dem die Selbstständigen ausgeliefert sind (55,1%). Nur 16,3% nehmen das Gesamteinkommen von Selbstständigen im Vergleich zu Angestellten als geringer wahr, aber fast die Hälfte ist sich bei der Beantwortung zumindest unsicher.
Fazit – Wie muss sich Arbeit entwickeln?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beschäftigten das Thema Selbstständigkeit sehr zwiegespalten sehen. Viele denken darüber nach, aber nur 36% halten es für wirklich wahrscheinlich den Schritt auch zu wagen. Dabei kommt es natürlich auch stark auf die Berufsgruppe an, vor allem im IT-Bereich gibt es immer mehr Freelancer. Die sich zunehmend ändernde Wirtschaftswelt verlangt die Anpassung der Arbeitgeber an die neuen Verhältnisse: Arbeit muss dynamischer, flexibler, zeit-und ortunabhängiger und weniger hierarchieorientiert werden, um Arbeitnehmer zufrieden zu stellen.
Ein Trend, der sich dabei immer weiter durchsetzt sind Co-Working Spaces als neue entstandene Arbeitsform. Freelancer, Startups oder Kreative haben dort die Möglichkeit einen Schreibtisch oder gleich ein ganzes Büro zu mieten und von den Vorteilen des zusammen Arbeitens (co-working) zu profitieren. Die Mieten sind monatlich kündbar und bei den kostengünstigsten Varianten gibt es freie Arbeitsplätze, wo man sich einfach an den nächsten freien Arbeitsplatz setzt.
Selbstständigkeit muss auch gar nicht zwingend etwas Schlechtes für das Unternehmen sein. Beispielsweise das Outsourcing von Arbeitsleistungen und damit die Unterstützung von Selbstständigkeit, kann einige Vorteile für Unternehmen bieten, wie Sie in einem unserer Blog Posts über Outsourcing genauer nachlesen können.
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