Deutschlands beste Arbeitgeber: Was die Top-Player ausmacht

Aktualisiert am: 17. November 2023

Lernen von den Besten: Der Wettbewerb „Great Place to Work“ zeichnet jedes Jahr „Deutschlands beste Arbeitgeber“ aus. Prämiert werden Unternehmen, die sich besonders für attraktive Arbeitsbedingungen einsetzen und ein vertrauensvolles,…

Lernen von den Besten: Der Wettbewerb „Great Place to Work“ zeichnet jedes Jahr „Deutschlands beste Arbeitgeber“ aus. Prämiert werden Unternehmen, die sich besonders für attraktive Arbeitsbedingungen einsetzen und ein vertrauensvolles, faires und respektvolles Verhältnis zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflegen – so wie es eigentlich überall der Fall sein sollte. Wir stellen die Top-Player vor und zeigen, was sie zu Vorbildern macht.

Seit 2003 misst das Institut „Great Place to Work“ die Qualität und Attraktivität der Arbeitsplatzkultur von Unternehmen. Dazu werden, wer könnte es besser beurteilen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt. Da es unfair wäre, ein Startup mit einem internationalen Konzern zu vergleichen, unterteilt das Institut die etwa 600 teilnehmenden Firmen in vier verschiedene Größenklassen.

In der „Big Player“-Kategorie über 5.000 Mitarbeitern wurde in diesem Jahr der Chemiekonzern Dow Deutschland ausgezeichnet, der hierzulande 18 Standorte unterhält. In der Größenklasse 2.001 bis 5.000 Mitarbeiter gewann – wie bereits im Jahr 2014 – der US-Softwaregigant Microsoft, der seinen Deutschland-Sitz im bayerischen Unterschleißheim hat. Auch der Gewinner der Größenklasse 501 bis 2.000 Beschäftigte kommt aus der IT-Branche: das 1992 gegründete Unternehmen NetApp mit Sitz im bayerischen Kirchheim. In der kleinsten Firmenkategorie bis 500 Mitarbeiter setzte sich der Kölner IT-Dienstleister Sepago durch. Die komplette Siegerliste gibt es hier. Was macht die Sieger nun zu Top-Arbeitgebern?

Deutschlands beste Arbeitgeber: Sepago

Dass Mitarbeitermotivation nicht zwingend teuer sein muss, macht Sepago vor. „Minibudget“ heißt das Programm, bei dem der IT-Dienstleister 100 Euro im Monat an einen anderen Mitarbeiter vergibt, wie Sepago-Geschäftsführer Carsten Brüggerhoff im Handelblatt erzählt. Das Geld ist jedoch nicht einfach so zum Verprassen gedacht, sondern soll in ein gemeinsames Freizeitevent mit den KollegInnen investiert werden. Das kann eine Bootstour sein, ein Nintendo-Spieleabend oder auch ein „Oldieabend, bei dem ein Kollege seine Vinyl-Plattensammlung vorspielt“, wie Brüggerhoff sagt. „Jeder Mitarbeiter kann auf diese Weise zeigen, was ihn persönlich antreibt“.

Eine Geldbelohnung an eine gemeinsame Freizeitbeschäftigung unter den Kollegen zu koppeln, ist eine durchaus kluge Strategie. Studien zeigen, dass Geld alleine als Motivator nur mäßig funktioniert. Umso wichtiger sind den meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein kollegiales und freundliches Arbeitsklima und ein angenehmes Verhältnis zum Vorgesetzten. In puncto Personalführung setzt Wettbewerbsgewinner Sepago auf flache Hierarchien und eine hohe Eigenverantwortlichkeit der Angestellten. So haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa ein variables Gehaltssystem mitentwickelt. Mit der neuen Regelung würden sie nun direkt am Unternehmenserfolg partizipieren anstatt nur einmal im Jahr eine Prämie zu erhalten, wie Geschäftsführer Brüggerhoff sagt.

Deutschlands beste Arbeitgeber: Netapp

Das weltweit agierende Unternehmen Netapp pflegt laut eigener Aussage eine Unternehmenskultur, die auf Werten wie Vertrauen, Integrität, Führungskompetenz, Anpassungsfähigkeit, Teamarbeit und Synergien sowie dem Streben, Grenzen zu erweitern, beruht. Damit ist Netapp so erfolgreich, dass es in Sachen „beliebtester Arbeitgeber“ sogar den Giganten Google abgelöst hat.

Wie der regionale Direktor Daniel Bachofner erklärt, spielt der Team-Ansatz eine besondere Rolle. „Bei NetApp sitzen alle Kollegen in einem Boot. Alle haben ein Ruder und jeder rudert mit“, sagt er im österreichischen Standard. „Jedem ist wichtig, dass der andere mitzieht.“ Dabei werde bei Netapp nicht prozess-, sondern erfolgsorientiert gearbeitet. Die Bewertungen beim Arbeitgeberbewertungsportal kununu geben ihm Recht: In den Rezensionen wird die „einmalige Unternehmenskultur“ als „hervorragend“ gelobt, von „tollen Kollegen, die einem immer helfen“ und „totalem Team-Spirit“ ist die Rede, wenngleich das Vorgesetztenverhalten nicht überall positiv bewertet wird.

Darüber hinaus fördert das Unternehmen die Selbstständigkeit und den unternehmerischen Geist seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – leider noch eine Ausnahmeerscheinung im deutschsprachigen Raum. „Wir suchen Unternehmer im Unternehmen“, sagt Bachofner. Dies bedeute für die Angestellten zwar einerseits Freiheiten leben zu können, andererseits jedoch auch Verantwortung tragen zu müssen. Generell sei der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin dem Kunden gegenüber selbst verantwortlich. „Wir erwarten von den Mitarbeitern, ‚einen Schritt weiter zu gehen'“, sagt der NetApp-Chef. So müssten Kundenanfragen nach neuen Diensten und Lösungen nach Möglichkeit auch abseits gewohnter Strukturen erfüllt werden.

Auch Wettbewerbssieger Microsoft gesteht seinen gut 2.600 Mitarbeiter in Unterschleißheim explizit Spielraum zu. Das Unternehmen legt nach eigener Aussage Wert auf „eine offene und mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur“ mit individueller Karriereplanung, Chancengleichheit sowie flexiblen Arbeitsplatzstrukturen. Schlanke Arbeitsprozesse, verkürzte Meetingzeiten sowie räumlich und zeitlich flexible Arbeitsmodelle sollen dafür sorgen, dass die Angestellten ihren Arbeitsablauf flexibel selbst gestalten können. Hinzu komme „modernste Technologie“, die seinen 2.700 Mitarbeitern „eine innovative Arbeitsumgebung, die State-of-the-art ist“ bietet.

Deutschlands beste Arbeitgeber: Microsoft

Auch bei Microsoft sucht man ein konservatives Führungsmodell mit starren Hierarchien vergebens. Elke Frank, Senior Director Human Resources und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland, definiert Führungskräfte in flexiblen Arbeitsmodellen mehr „als Coach und Mentor der Mitarbeiter“ und „weniger als Weisungsgeber mit hierarchischen Abgrenzungen“. Unternehmen und insbesondere die HR-Abteilungen müssten es sich zur Aufgabe machen, durch Weiterbildungen und Coachings die nötige Unterstützung zu bieten, sagt Frank.

Deutschlands beste Arbeitgeber: Dow Deutschland

Dow Deutschland, Sieger in der Jumbo-Klasse ab 5.000 Angestellten, wird von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenfalls für die Unternehmenskultur gelobt. Besonders positiv heben sie das Engagement des Unternehmens für Sicherheit am Arbeitsplatz, die attraktiven Sozialleistungen, die leistungsorientierte Vergütung und die Förderung individueller beruflicher Entwicklung – unabhängig von Alter, Geschlecht oder nationaler Herkunft – hervor. Darüber hinaus schätzen die Mitarbeiter die flachen Hierarchien und die hohe Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter, von Beginn an und unabhängig vom Karrierelevel.

Susanne Seither, Personalchefin von Dow, spricht aus, was vielen Unternehmen ein Vorbild sein kann: „Die Zeiten, in denen Arbeitnehmer bei der Wahl des Arbeitgebers nur auf wirtschaftliche Kennzahlen geachtet haben, sind lange vorbei. Heute ist gefragt, welches Gesamtpaket das Unternehmen bieten kann“. Daher setze Dow auf eine Kultur, die Vielfalt fördert und in der sich alle wohl und geschätzt fühlen.

Tatsächlich spielt Diversity-Management eine zunehmend wichtigere Rolle für den Unternehmenserfolg. Tausenden Firmen sind bereits dem Beispiel der großen Unternehmen gefolgt und haben die Charta der Vielfalt unterschrieben, mit der sie sich zur Anerkennung, Wertschätzung und produktiven Förderung von Vielfalt im Unternehmen bekennen. Dabei geht es neben der Verbesserung von Chancengleichheit und dem Abbau sozialer Diskriminierung vor allem darum, eine produktive Gesamtatmosphäre zu schaffen (mehr dazu im softgarden E-Book zum Thema Diversity Management).

Fazit: Die Entscheidung der vorgestellten Unternehmen zu Veränderungen in tradierten betrieblichen Strukturen und Abläufen wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern honoriert. Moderne Führungsstile, flexible Arbeitsmodelle, kreative Motivationsanreize, wozu etwa auch die Förderung von unternehmerischem Geist im Unternehmen gehört, machen sich in einem zufriedenen Arbeitsklima spürbar und schlagen sich langfristig in unternehmerischem Erfolg nieder. Oft kann auch mit kleinen Stellschrauben viel bewegt werden, wie etwa Sepago mit seinem Motivationsprogramm vormacht. Das Motto, das Sie vielleicht auch als Anreiz fürs neue Jahr mitnehmen können, lautet also: Nur Mut zur Veränderung, es lohnt sich.

Foto: Great Place to Work

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